Page 3 - Begegnungen-96
P. 3
Andacht
gen, wie sie sich ihr Grundstück mög- Geld nicht essen kann.“ Hinter der fal-
lichst pflegeleicht gestalten. Jemand ist schen Annahme, dass dieser Satz von
älter oder alt geworden und die Garten- einem Indianerhäuptling stammte, stand
arbeit einfach zu anstrengend; jemand eine Naturverklärung, die wir inzwischen
anderes, der die Arbeit regelmäßig über- wohl abgelegt haben. Aber in seinem kri-
nehmen könnte, steht nicht zur Verfü- tischen Kern ist der Satz ja nach wie vor
gung. Also, was tun? Aufräumen und richtig. Wir können ihn für uns ja etwas
alles so (pflege-) leicht wie möglich ma- umformulieren: „Erst wenn der letzte
chen … Garten in unseren Städten zugepflastert
Nun bin ich gewiss kein Öko-Aktivist, ist, werden wir merken, dass in Kies und
aber ich glaube, dass das auf Dauer kei- Granit kein Schmetterling seine Nah-
ne gute Entwicklung ist. Denn je mehr rung findet und kein Vogel Platz für sein
Steinflächen wir uns zulegen, desto we- Nest!“
niger Raum für Insekten, Vögel, ande- Ganz besonders im Frühjahr und Som-
re Tiere gibt es. Dabei brauchen wir die mer erleben wir, wie wunderbar die
verhältnismäßig kleinen Naturflächen Schöpfung Gottes ist.
dringend. Mit ihren Farben und Düften Wir sehen und hören, riechen und
und überhaupt sind sie auch für unser schmecken, wie unglaublich schön und
Wohlbefinden wichtig. vielfältig Gott diese Welt geschaffen hat
Nach Angaben des Bundesamtes für – Lebensraum für Tiere, Pflanzen, uns.
Naturschutz gehen in Deutschland nach „HERR, du hast deine Werke weise ge-
wie vor an jedem Tag rund 120 Hekt- ordnet, und die Erde ist voll deiner Gü-
ar Grünfläche verloren; die werden be- ter!“ So heißt es dankbar-bewundernd
baut, zugepflastert, asphaltiert. Und im Psalm 104, an dessen Schluss das
längst sind es nicht mehr allein die gro- „Halleluja!“ steht: Gelobt sei Gott!
ßen Straßenprojekte oder die Neuanla- Könnte es sein, dass unser „Halleluja“,
gen von Industriegebieten, deretwegen wenn wir es ernst meinen, nicht allein
das geschieht. Auch die vielen kleinen dieses Wort sein kann, sondern auch
privaten Flächen, die umgewidmet und eine Tat sein muss ... mehr Blumen und
„versiegelt“ werden, tragen zu dieser mehr Grünes als Steine ...?
Zahl bei. Ich wünsche Ih-
Ich frage: Wollen wir das? Wollen wir nen einen schö-
das für uns selbst und für unsere Kinder nen (Früh-)
so? Mich macht es ratlos und auch ein Sommer,
traurig, wenn ich die geschilderte Verän- Ihr Pfarrer Jörg
derung sehe. Deppermann,
Und ich denke daran, was in den acht- Ev.-lutherische
ziger Jahren oft zu lesen war: „Erst Kirchengemein-
wenn der letzte Baum gerodet, der letz- de Blomberg.
te Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefan-
gen ist, werdet ihr merken, dass man
3